Montag, 5. April 2010

Kniefall vor Slartibartfast!


„DIE WELT IST NICHT GENUG ...“ für James Bond und Co.
Mir war eine halbe Welt beinahe zuviel in der Zeit vor Ostern ...
Ich freue mich wirklich über Aufträge, besonders, wenn sie bezahlt werden, (was ich doch sehr hoffe).
Aber muss es wirklich immer so sein, dass ich nur die Aufträge bekomme, die
  • entweder keiner machen will...
  • oder die (fast) nichts kosten dürfen...
  • oder von der verbleibenden Zeit her kaum noch ausführbar sind- oder mit üblichen Mitteln nicht ausführbar...
  • oder jedenfalls nur mit erheblichem Einfallsreichtum, allerlei Tricks und Basteleien und sehr, sehr viel Zeit (die meistens nicht mehr zur Verfügung steht) und ebensoviel Mühe irgendwie realisierbar sind?...
Manchmal kommt auch alles zusammen...
Und so hatte ich Gelegenheit, in die Fußstapfen von Slartibartfast* zu treten und meine Hochachtung vor ihm wuchs ins Unermeßliche ...
... und ich designte eine (halbe)Welt , wobei ich häufig in die Knie ging (innerlich vor Slarti, real physisch vor dem Tisch, auf dem das „Werk“ stand). Übrigens genau in der Zeit, die üblicherweise für die Welterschaffung zur Verfügung steht - eine Woche! Allerdings musste ich den eigentlich auch üblichen Ruhetag durcharbeiten, sonst wäre alles nicht zum Termin fertig geworden.
1. Der Ausgangspunkt
- eine Halbkugel aus einem unbekannten Material, gestrichen mit einem unbekannten Material – jedenfalls sehr unangenehm stinkend und garantiert gesundheitsschädlich -, drei „alte“ Karten aus dem 15. Jahrhundert in miserabelster Darstellung und Auflösung als Computerausdrucke.
Die schlechteste davon die Toscanelli-Karte, die offenbar nur noch als zusammengeklebte, gröblichst aufgelöste Bilddatei zu existieren scheint, - das war die Karte, an die ich mich hauptsächlich zu halten hatte - , und zwei weitere, die auf der Grundlage dieser Karte später erstellt wurden und deshalb natürlich in Gestaltung und Beschriftung abwichen (aber wenigstens war hier überhaupt eine Beschriftung lesbar).
Nach besagter Toscanelli-Karte soll Kolumbus losgesegelt sein, um die „Neue Welt“ zu entdecken. Wahrscheinlich war sein Exemplar der Karte in einem besseren Zustand, sonst.... wer weiß, wo er gelandet wäre...
Mutig war es auf jeden Fall: nur mit einer Idee und einer mehr oder weniger Phantasiekarte! Man muss schon etwas verrückt sein - nur so entdeckt man andere Welten!
2. Die Aufgabe
- aus diesen drei Karten eine zusammen zu phantasieren und diese auf die ominöse Halbkugel zu übertragen.
NATÜRLICH mit dem entsprechenden Netz der Längen- und Breitengrade!
Auf der Karte sieht so etwas noch ganz harmlos aus, aber wie bringt man das und auch noch möglichst gleichmäßig auf eine
(halbe) Kugel?!
Auf der Karte ist auf einer Seite eine Darstellung des damals bekannten Europa und Afrika zu sehen, auf der anderen Seite das, was man für Asien usw. hielt, dazwischen ein paar mehr oder weniger große Inseln und der Ozean – der weite, weite, leere Ozean.
Auf der Halbkugel sieht man auf den ersten Blick nur Ozean – eine riesige leere Wasserfläche!
Gut, in der Mitte ist eine Insel, St. Brandan. Da, wo – wie wir heute wissen – Südamerika anfängt.
Hat er es tatsächlich bis dahin geschafft, der Gute?! Lange vor Kolumbus!
Für den Betrachter ist aber diese leere Fläche einfach langweilig.
Was also tun?
Eine „der Zeit entsprechende Optik“ war gewünscht, also wurde aus den auf der Karte angedeuteten Wellen des Ozeans eine Wellenstruktur, die jetzt an eine Holzmaserung erinnert und wenigstens dem Auge ein bisschen Abwechslung bietet.
Auf diese Weise fallen auch die nicht ganz exakt gezogenen Linien des Gitternetzes nicht mehr auf. Diverse Ungleichheiten nachgebesserter Stellen sind zwar noch vorhanden, unterstreichen aber eher den Charakter der „alten“ Karte.
Die Toscanelli-Karte reichte nur bis zum Äquator, so wurde die Südhälfte – meiner Phantasie und Intuition folgend - von der Behaim-Karte ergänzt.
Da der Gesamteindruck zählte und nicht geographische Korrektheit (die ja sowieso nicht gegeben war), konnte ich die Küstenlinien relativ frei designen. (Norwegen war nicht verzeichnet, so dass ich mir die ganzen Fjorde und den Kleinkram nicht antun musste .... Gruß an Slarti!)

Assistiert, beaufsichtigt oder was auch immer wurde ich von Queen Molly, die ihre eigene Arbeitsmethode einbrachte: Ruhe und Harmonie verbreiten, wenn ich am hektischen Werkeln bin, oder Spaß und Freude in die Sache bringen, wenn ich alles wieder mal zu ernst nehme!

Nun, irgendwie habe ich es doch geschafft!

Vielleicht bekomme ich ja doch auch noch ein Foto, das zeigt, wie das „Werk“ eingebaut in den Zusammenhang der Ausstellung, für die es bestimmt war, aussieht!

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Für alle, die es nicht glauben:
KATZEN BESITZEN DIE WELT !!! JEDERZEIT !!!
Hier ist der unwiderlegbare Beweis!

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* Falls es jemanden gibt, der Slarti nicht kennt:
Slartibartfast ist ein Charakter aus „Hitchhikers Guide to the Galaxy“ ( deutsch: „Per Anhalter durch die Galaxis“) von Douglas Adams. Slarti ist der Designer unserer Erde und hat einen Designpreis für die detaillierte Küstenlinie von Norwegen mit all den Fjorden , Buchten etc. bekommen.
Ich persönlich halte das Werk von Douglas Adams für ebenso bedeutend und tiefgreifend wie das von Tolkien. Allerdings geht einem das erst richtig auf, wenn man wirklich ALLES gelesen hat (gilt auch für Tolkien).
Die Lektüre von „Hitchhikers Guide...“(möglichst im englischen Original) ist allen zu empfehlen, die alles über „Life, Universe and Everything“ wissen wollen und warum die Zahl 42 so bedeutsam ist. Wer nicht lesen kann oder will, kann als Alternative wenigstens die englische BBC-Serie anschauen. (Hinreißend british!)
In der (amerikanischen) Neuverfilmung gibt es nur drei Dinge, die gut sind:
1. Sam Rockwell als Zaphod Beeblebrox
2. Bill Nighy als Slartibartfast
3. Alan Rickman als Marvins Roboterstimme (im Original)
Okay, die Stimmen von Helen Mirren und Stephen Fry sind auch in Ordnung - hört man aber auch nur im Original!
Alle anderen Schauspieler (die ich anderen Rollen wirklich gut finde) waren falsch ausgewählt oder schlichtweg fehlbesetzt. Dabei hätte es doch Alternativen gegeben....
Und überhaupt ist halt nur an der Oberfläche herumgekratzt und eine eigentlich unbedeutende Nebenhandlung thematisiert worden. Mit dem üblichen Klamauk, versteht sich.
Schade! Der wahre Adams hat ganz andere Untiefen...

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