Mittwoch, 27. April 2011

Frühlingsgefühle – Ostermarktstreß – kleine Leute und große Wünsche – Nobel & Profan


Frühlingsgefühle...

Endlich sind die Schneeberge wirklich weg, doch blieb die Natur zunächst noch verhalten, so als ob sie noch nicht ganz sicher wäre, ob nicht doch noch etwas kommt...

Die Wiesenflächen zunächst noch grau braun, das trockene Gras an den Hängen ein fahl-gelblicher Filz - durchlöchert wie ein Schweizer Käse durch die emsigen Aktivitäten der Mäuse unterm Schnee.

Ein paar warme Tage und ein ergiebiger Regen scheinen dann aber doch alle überzeugt zu haben – die Natur entwickelt sich in atemberaubendem Tempo, fast glaubt man, die Knospen im Zeitraffertempo anschwellen und aufbrechen, das Gras wachsen und die Flecken verschiedenster Blumen sich wie bunte Pfützen ausbreiten zu sehen.

Im Wald wetteifern weiße und gelbe Blüten von Sauerklee, Anemonen und Scharbockskraut mit blauen Veilchen und violetten Platterbsen. Und täglich kommen neue Farben hinzu.

Das Grün zeigt jetzt das umfassendste Spektrum all seiner möglichen Schattierungen – noch etwas Zeit dahin und alles vereinheitlicht sich wieder.


Im Garten treiben Tulpen und Narzissen sowie die Obstbäume das gleiche Spiel. Schneeglöckchen und Krokusse sind bereits wieder Geschichte. Forsythiengelb konkurriert mit Obstbaumblüten in Weiß und Rosa, der Flieder beeilt sich auch mitzuspielen und das Immergrün hat noch nie so zeitig geblüht.


Fast geht es jetzt zu schnell, erweckt es beinahe den Verdacht, alles müsse sich beeilen, um fertig zu werden mit Blühen und Reifen.

Wisst ihr alle mehr? Was kommt auf uns zu?

In der Nachbarschaft ist ein fahrender Sänger eingetroffen, um das stimmgewaltige Orchester der ansässigen Vögel zu verstärken. Ein echter „Super“-Star, der alle Töne und Lieder, die er wer weiß wo aufgeschnappt hat, lautstark zum Besten gibt, möglichst alle anderen übertönend.

Zum traditionellen Sommergewinn in Eisenach besiegte Frau Sunna im Streitgespräch (wie immer) den Winter, der sich daraufhin zurückzieht und (ebenfalls traditionell) alles, was er an Schnee, Regen, Kälte, Hagel usw. noch aufbringen kann, kräftig unters Volk streut. Bisher meistens direkt im Anschluss an das Gespräch oder zumindest in den nächsten Tagen danach.

Diesmal gab es stattdessen schönstes Frühlingswetter. Vielleicht hat er sich doch zu sehr verausgabt – die Schneeberge waren ja höher als je zuvor – und muss jetzt wirklich in jedem Winkelchen nachsehen, ob er noch ein bisschen Winterzeug findet. Der April will ja schließlich auch noch bedient werden – irgendwas wird schon noch kommen. Hoffentlich findet er nicht noch ein vergessenes Lager!


Ostermarktstreß...

Ich selbst hatte kaum Zeit etwas von all der Pracht wirklich zu genießen, denn der Ostereiermarkt kam näher und näher und der Vorrat an Eiern zum Verkauf musste aufgestockt werden. Trotz emsiger Tag- und Nachtarbeit war natürlich wieder mal nicht alles an vorhandenen Ideen umzusetzen. Kaum, dass es für das übliche Standardangebot reichte.


Das lag zum einen daran, dass bestimmte Techniken – wie z.B. Binseneier – nicht mal eben schnell nebenbei gemacht werden können...

... zum anderen an den Wee Folks und ihren Sonderwünschen.

Dabei hatte ich diesmal wirklich recht zeitig angefangen.


Kleine Leute und große Wünsche...



Die Idee war folgende: um den Leuten zu erklären, warum ich Gnome auf die Eier male, habe ich immer ein kleine Geschichte erzählt. Aber schließlich kann (und sollte man) nicht pausenlos reden, hört einem irgendwann auch keiner mehr zu und bei der Menge von Leuten jedem das Gleiche zu erzählen ist auch nicht möglich.

Also wollte ich die Geschichte aufschreiben, ein paar Zeichnungen dazu machen und ein kleines Heftchen basteln, das man anbieten konnte.


Die kleinen Leute waren begeistert und sagten sofort ihre Mithilfe zu.


Und die sah so aus: während ich an der Geschichte arbeitete, bestimmten sie den Inhalt, die Form, die Ausführung und vor allem die Details.
Natürlich wurde dadurch alles viel umfangreicher und detaillierter als ursprünglich geplant.

Bei einer solchen Kooperation heißt es – entweder so wie wir wollen oder gar nicht. Das kenne ich schon.

Alles war ja auch möglich und machbar – nur hätte man eben eigentlich wesentlich mehr Zeit gebraucht. So wurde es sehr knapp und anstrengend.

Wenigstens halfen sie dabei, die Sache am Laufen zu halten, inspirierten mich mit Ideen, den Computer und den Laserdrucker zur Mitarbeit zu bewegen – oder – sagen wir lieber: sie verzichteten auf die üblichen Behinderungen aus Übermut.

Am Ende war die Arbeit, die mindestens ein halbes Jahr gebraucht hätte, in zweieinhalb Monaten intensivster Tag- und Nachtarbeit geschafft! Ich natürlich auch.


Mir blieb noch eine Woche für die Eier und alles andere. Wie immer knapp und wie immer knapp ausreichend.

Und so hatte die „Geschichte der Eiergnome“ ihren ersten Auftritt auf dem 4. Ostereiermarkt im Schloss Friedenstein – als limitierte, numerierte und handsignierte Künstlerausgabe, von Anfang bis Ende komplett mit meinen eigenen Händen hergestellt.


Die Nummer 1 wurde am ersten Tag verkauft. Mit einem Gnom-Ei natürlich.

Nun suche ich einen Verlag (hat jemand einen Vorschlag für mich?), der die Geschichte weiter unters Volk bringt, damit ich mich den nächsten Projekten widmen kann. Die kleinen Kumpels stehen schon wieder bereit.

Bis dahin ist diese erste Auflage über meinen Dawanda-Shop oder direkt von mir zu beziehen.


Nobel & Profan...

Der Ostereiermarkt war gut besucht, so dass die Organisatoren mit ihren Einnahmen zufrieden sein konnten.

...einer der wenigen Augenblicke, wo man die Halle mal überschauen konnte...


...Dana an ihrem Stand...


...mit Dorles Stand...

...die Binseneier waren gefragt, also musste ich schnell noch welche machen...

...Fertig!...

...Dorle ganz konzentriert...

Am Sonnabend lockte der Trödelmarkt und sonniges, wenn auch etwas kühles Wetter zahlreiche Besucher in die Stadt und zum Schloss.

Am Sonntag war die Eröffnung des Deutsch-Englischen Jahres im Schloss – großer Empfang ausschließlich mit geladenen Gästen – Gotha schmückte sich seinem Motto entsprechend mit Adelstitelträgern (auch wenn diese nicht wirklich aus der ersten Reihe waren) - die Queen ließ immerhin eine Grußbotschaft überreichen. Sie hat ja nun wahrhaftig anderen Stress.

Ich bin mir nicht sicher, ob weitere Besucher (das profane Volk) davon angezogen oder eher abgehalten wurden.

Anna erfreute sich jedenfalls an den schönen alten London-Taxis auf dem Schlosshof. Kriegt man auch in London kaum noch zu sehen!

© Anna Hammer


© Anna Hammer


© Anna Hammer


© Anna Hammer


© Anna Hammer


© Anna Hammer

Einige Bekannte hatten sich etwas irritieren lassen, dass mein Name im Werbeflyer zum Ostereiermarkt falsch angegeben war. Frau Vogel entschuldigte sich und versprach Abhilfe im nächsten Jahr.

Ironie des Schicksals: im Artikel über den Markt, der am nächsten Tag in der Zeitung erschien, war ihr Name falsch angegeben. Anscheinend war der überaus redselige Herr von der Zeitung beim Schreiben ebenso unkonzentriert wie der oder die Setzer/in in der Druckerei. Korrektur wird ja heutzutage sowieso nicht mehr gelesen.

Aber in einem Lande, wo nicht einmal Doktorarbeiten wirklich gelesen werden, sollte man darüber wohl großzügig hinwegsehen können. J

Insgesamt war das Publikum recht gemischt. Die „besonderen“ Leute vom vorigen Jahr – bis auf ein/zwei Ausnahmen - waren offenbar anderswo unterwegs. Ein paar Reisebusse brachten Kaffeefahrt-Senioren, die sowieso meist nur schauen und nichts kaufen.

Zum Ende hin amüsierte uns noch ein älteres japanisches Pärchen, die beide überall herumwuselten und auffielen, weil die kleine Frau ständig ziemlich laut vor sich hin redete (auf japanisch natürlich) und zwischendurch nach ihrem Mann rief, der sich immer mal woandershin entfernte. Nachdem sie zwei- oder dreimal die Runde gemacht hatten, kauften sie schließlich bei Dorle eine Kleinigkeit.

...die letzte Kundin...

Insgesamt waren alle wieder zufrieden, obwohl die Einnahmen natürlich auch diesmal höher hätten ausfallen dürfen. Jedenfalls werden wir im nächsten Jahr (Frau Vogel versicherte, dass uns dieser Raum auch dann wieder zur Verfügung stehen würde) alle wieder dabei sein...

...sofern die Welt sich bis dahin noch dreht...

Immerhin bastelt die Menschheit fleißig am Weltuntergang. Bei dem gegenwärtigen Tempo kann man zuversichtlich sein, dass sie es zum prophezeiten Zeitpunkt auch schafft. Oder früher...

Irgendwie scheint es diesmal fast unvermeidlich...

In Ermangelung an Ideen für wirklich effektive Gegenmaßnahmen, mache ich mich derweil an die nächsten Vorhaben, die schon nervös in den Startlöchern trampeln. Die Zeit wird knapp.

In jeder Hinsicht.